Taxonomische Forschung

von Manfred A. Fischer

Über etliche Taxa (Verwandtschaftsgruppen) der burgenländischen Flora wissen wir nämlich nicht ausreichend Bescheid. Dies betrifft einerseits wissenschaftlich „schwierige“ Taxa, die auf burgenländischem Gebiet nicht nach den heute gültigen wissenschaftlichen Maßstäben untersucht worden sind, andererseits geht es aber auch um Taxa, die überhaupt noch zu wenig erforscht sind. Solche Taxa sind sowohl im Gelände ausfindig zu machen und zu untersuchen wie auch in den Herbarien zu studieren, insbesondere im Herbarium der Biologischen Station Neusiedler See, dem Biologische Forschungsinstitut für Burgenland, in Illmitz. Einige solche Beiträge zur weiteren Erforschung einiger Taxa werden geliefert, über  Carex muricata agg. (Kleinartengruppe der Stachel-Segge), über die Gattung Rubus, die burgenländischen Brombeerarten (die Brombeeren sind generell eine taxonomisch schwierige und noch unzureichend erforschte Gattung), über Thymus pannonicus agg., das sind die beiden wenig erforschten Kleinarten des  Pannonischen Quendels, über eine Carlina- (Eberwurz-)Art, über Pentanema (Inula p. p., Wildalant) u. eine problematische Cytisus- (Geißklee-)Art. Vor allem wurden zahlreiche Taxa im Herbarium Illmitz untersucht und revidiert.

 

Bestimmungschlüssel für die burgenländischen Rubus-Arten (Brombeeren).

 

Zur Überraschung der Fachwelt gelang in den Leithaauen (Nord-Burgenland) eine sensationelle Entdeckung: ein Fundort der Wild-Weinrebe / Vitis vinifera subsp. sylvestris (V. gmelinii, V. sylvestris). Diese Lianen-Art war in Österreich bisher nur als große Seltenheit in den Donauauen unterhalb Wiens und in den Marchauen bekannt. Es handelt sich um eine Wildsippe der Kultur-Weinrebe, die in Mitteleuropa sonst nur noch an einer Stelle in den Auen am Rhein in Deutschland wächst. Dass es sich bei diesen burgenländischen Wildreben tatsächlich um dieses Taxon handelt und nicht etwa um verwilderte Kulturreben, konnte auch mit molekulargenetischen Methoden bestätigt werden.