Klima

von Josef Fally und Manfred A. Fischer

Niederschlag

Wenn es im abendlichen Wetterbericht des österreichischen Fernsehens heißt, dass es tags darauf mit einer westlichen Strömung Regen geben wird, so trifft dies auf große Teile des Burgenlandes nicht zu. Gleichsam „hinter“ den Alpen gelegen, kommen westliche Wolken meist schon ausgeregnet zu uns. Daher wird es gegen Osten zu immer trockener. Umgekehrt gibt es die meisten Sonnenstunden Österreichs im pannonischen Gebiet – und diese Tatsache vermarktet das Fremdenverkehrsland Burgenland mit Erfolg („Sonnenland Burgenland“). Auf die Hitze und phasenweise zudem auf die extreme Niederschlagsarmut haben sich Pflanzen (natürlich auch Tiere) einzustellen, wenn sie hier überleben wollen.

Das pannonische Gebiet (= Pannonikum, fast das gesamte Nord-Burgenland und der östlichste Teil des Mittel-Burgenlands) ist durch Jahresniederschlagssummen von unter 600 mm ausgezeichnet. Der größte Teil des Mittel-Burgenlandes hat etwa 600–700 mm, und das Süd-Burgenland ist abermals deutlich niederschlagsreicher. Die höchsten Niederschlagswerte, knapp 800 bis 900 mm, zeigen – nicht verwunderlich – die Gebirge, und zwar vom relativ trockenen Leithagebirge nach Süden zunehmend, wobei die höchsten Berge (Günser Gebirge) die höchsten Werte, knapp über 900 mm, erreichen.

Dazu einige Zahlen zum Vergleich: Das Wechsel-Gebirge sowie Schneeberg und Rax am äußersten Ostrand der Alpen haben Jahresniederschläge von mehr als 1500 mm. Weiter westlich fallen in den Bergregionen der Alpen mehr als 2000 mm Niederschlag im Jahr, manche Gletschergebiete erhalten gar 3000 mm.

Die Niederschlagswerte steigen weitgehend parallel mit der Höhenlage: In der Kleinen Ungarischen Tiefebene (114–180 msm) im Nord-Burgenland ist es trockener als im südlichen Hügelland (200–350 msm).

Für das Großklima entscheidend ist jedoch die Kombination aus Niederschlagsmenge und Temperatur, und zwar im Gang über das ganze Jahr. Dazu kommen noch weitere Faktoren wie Temperaturmaxima und -minima, Sonnenscheindauer, Schnee- und Windverhältnisse usw.

Temperatur

Das pannonische Klima im Nord-Burgenland ist weit weniger von atlantischen oder mediterranen Strömungen beeinflusst als die Klimazonen Westösterreichs. Dies führt zu einer nach Osten hin zunehmenden Kontinentalität: Aus Südosten – also vom Inneren des eurasischen Kontinents her – strömt im Sommer heiße und trockene Luft nach Pannonien (dies führt dann oft zu langen Hitzeperioden, die etwa die Lacken des Seewinkels regelmäßig austrocknen lassen oder den Bauern große Dürreschäden bereiten). Im Winter kommt an manchen Tagen aus der gleichen Richtung jener gefürchtete Frost, der die burgenländischen Weinbauern um ihre Rebstöcke bangen lässt. In Summe aber ist es – übers Jahr gesehen – umso wärmer (und trockener), je weiter man nach Osten kommt (siehe Grafik).

In den südlichen = „subillyrischen“ Teilen des Burgenlandes ist das Klima etwas weniger „heiß“. (Vgl. Lazar 1996)

Die Kombination der Jahresniederschläge mit der mittleren Jahrestemperatur zeigt deutlich die Bereiche mit pannonischer Vegetation und Flora: am stärksten ausgeprägt im östlichen Nord-Burgenland (Seewinkel, Hanság, Parndorfer Platte und Leithaboden: Landschaften 1 bis 4), in einem Gebiet, das der Florenprovinz Arrabonicum (Guglia 1962) entspricht. Entscheidend für Klima und Vegetation (Klimaxvegetation) sind jedoch nicht die Jahresmittel, sondern der Gegensatz zwischen Sommer und Winter, insbesondere – für das subkontinentale pannonische Klima entscheidend – die sommerliche Trockenheit (Trockenstress für die Pflanzenwelt!), die hauptsächlich durch die höheren Sommertemperaturen zustande kommt.

Immerhin fast 1800 Gefäßpflanzenarten kommen im Burgenland mit diesen Bedingungen mehr oder weniger gut zurecht.

Eine kurze Notiz zum Klima des Burgenlandes findet sich bei Michalek 2012; eine etwas detailliertere Schilderung der Klimaverhältnisse des Seewinkels bei Bidló 2013. Eine Besprechung der burgenländischen Klimaverhältnisse im Bezug auf die Pflanzengeographie liefert Hübl 1974.

Zitiervorschlag:

Fally J. & Fischer M. A., 2015: Klima. – In: Fischer M. A. & al., Burgenlandflora – Die Pflanzenwelt des Burgenlands Online. – Eisenstadt: Naturschutzbund Burgenland. burgenlandflora.at/klima/ (aufgerufen am XX.YY.ZZZZ)