Lafnitzauen

Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf; Seehöhe: 220–400 m

Natura-2000-FFH-Gebiet Lafnitzauen: AT1122916; Größe: 594 ha

Ramsar-Gebiet: Größe: 935 ha

Naturschutzgebiete Lafnitz-Stögersbach-Auen: LGBl. Nr. 49/1990; Größe: 74 ha

Geschützter Landschaftsteil Lahnbach: Größe: 31 ha

 

Das „Europaschutzgebiet Lafnitztal“ umfasst zwei derzeit naturschutzrechtlich geschützte Gebiete: Das 70 ha große „Naturschutzgebiet Lafnitz–Stögersbach-Auen“ in der Katastralgemeinde Wolfau sowie den 31 ha umfassenden „Geschützten Landschaftsteil Lahnbach“ bei Deutsch Kaltenbrunn. Verbunden sind die räumlich voneinander getrennten Gebietsteile durch die Fließstrecke der Lafnitz (öffentliches Wassergut). Das Europaschutzgebiet umfasst insgesamt eine Fläche im Ausmaß von 566,327 ha. Die Lafnitzregion wurde aus diesem Grunde im Jahre 2002 zum „Ramsar-Gebiet“ erklärt.

Der Mittellauf der Lafnitz liegt im Übergangsbereich von der kollinen zur montanen Höhenstufe und zählt mit seinen ausgeprägten Mäandern zu den letzten weitgehend naturnah erhaltenen Flussabschnitten Österreichs. Es handelt sich um die Fließwasserstrecke von der Ortschaft Lafnitz bis etwa Wolfau. Hier dominiert die Silber-Weide / Salix alba, die mit der Bruch-Weide / Salix fragilis und Grau-Erle / Alnus incana vergesellschaftet ist.

Die Lafnitz entspringt in den Hochlagen zwischen Wechsel und Masenberg und mündet in Ungarn in die Raab. Sie bildete über Jahrhunderte die Grenze zwischen dem Habsburgischen Mutterland Österreich und dem Königreich Ungarn beziehungsweise zwischen den Staaten Österreich und Ungarn. Erst mit der Anbindung des Burgenlands an Österreich im Jahre 1921 verlor die Lafnitz ihre Bedeutung als Staatsgrenze, wurde aber Grenzfluss zur Steiermark. Diese Grenzsituation und flussmorphologische Gegebenheiten bewahrten die Lafnitz in weiten Abschnitten vor harten Regulierungsmaßnahmen, so dass dieser Fluss heute zu den bedeutendsten Tieflandflüssen Mitteleuropas gezählt werden darf. Nur die südlichsten Abschnitte der Lafnitz von der Gemeinde Rudersdorf bis zur Staatsgrenze zu Ungarn wurden in den 1980er Jahren durch Wasserbaumaßnahmen in ihrem Flusslauf stark in Mitleidenschaft gezogen. Im über weite Strecken unregulierten Fluss blieb die natürliche Dynamik erhalten. Durch Anlandung und Erosion verändert sich nach jedem Hochwasser ständig der Grundriss des Flusses. Mäanderschleifen verschieben sich flussabwärts, neue Mäander bilden sich und an Engstellen entstehen Durchstiche, die Flussschlingen abschnüren und zur Bildung wertvoller Alt- oder Totarme führen. Einen starken Einfluss auf die Mäanderbildung hat auch die Ufervegetation. An Prall- und Gleithängen kommt es zu Erosions- und Sedimentationsprozessen, und in der Folge zur Entstehung von Sand- und Kiesbänken (Weinzettl 20102014).

Der Flusslauf der Lafnitz beherbergt mehrere Süsswasserlebensräume und -arten, die in den Anhängen der FFH-Richtlinie enthalten sind. Von besonderer Bedeutung sind begleitende Auenwälder (91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior / Alnion incanae), die vergleichsweise große Flächen einnehmen. Kleinflächig ausgebildet sind Schlammbänke mit ihrer Pioniervegetation (3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention p.p.), nicht durchströmte Altwässer (3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamion od. Hydrocharition) sowie primäre Hochstaudenfluren (6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe / Petasition officinalis.

Der offene Talraum der Lafnitz wird von Auwaldstreifen, ausgedehnten Wiesenflächen und eingestreuten Feldgehölzen und Einzelbäumen, die früher eine wichtige Funktion als Rainbäume zur Abgrenzung der Nachbargrundstücke hatten, eingenommen. Der überwiegende Teil der Talwiesen besteht aus Gesellschaften des Vegetationsverbands der Feucht- und Nasswiesen / Calthion, jedoch zählen nur die seltener ausgebildeten, frischen Standorte mit Glatthaferwiesen Arrhenatherion zu den FFH-relevanten Lebensräumen (6510 Magere Flachland-Mähwiesen). Kleinflächig anzutreffen sind Restbestände von Pfeifengras-Streuwiesen (6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden / Molinion).

Ein besonderes Kleinod stellen Reste naturschutzfachlich höchst wertvoller Bruchwälder entlang der Lafnitz dar. Es sind wegen fehlender Überschwemmungen nährstoffärmere Standorte, die insbesondere mit Schwarz-Erlen / Alnus glutinosa bestanden sind. Im Unterwuchs kommen Wasserfeder / Hottonia palustris, der Groß-Wasserfenchel / Oenanthe aquatica und der Sumpffarn / Thelypteris palustris vor. Der Schwarzerlen-Bruchwald ist auch die Heimat zahlreicher Seggen-Arten, allen voran der für Bruchwaldstandorte charakteristischen Walzen-Segge / Carex elongata (Weinzettl 20102014).