Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland

Bezirke Oberwart und Güssing; Seehöhe: 190–415 m

Natura-2000-Schutzgebiet Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland: AT1114813; Größe: 13 998 ha

Landschaftsschutzgebiet Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland: LGBl. Nr. 30/1974; Größe: 13 999 ha

Kellerviertel Heiligenbrunn: LGBl. Nr. 28/1968; Größe: 61 ha

Naturpark in der Weinidylle: Größe: 7 270 ha

Naturschutzgebiet Schachblumenwiesen: LGBl.-Nr. 21/1988; Größe: 43 ha

 

Das Natura-2000-Gebiet entspricht in seinen Grenzen dem 1974 ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet „Südburgenländisches Hügel- und Terrassenland“, ergänzt um den Unterlauf der Strem bis zur Staatsgrenze. Der „Naturpark in der Weinidylle“ umfasst die südöstliche Hälfte des Gebietes und reicht vom Güssinger Hügelland am rechten Rand des Pinkatales bis zu den Gemeinden Güssing und Punitz sowie im Norden über den Eisenberg bis an die Gemeinden Hannersdorf und Burg heran. Im südlichen Teil befindet sich das Landschaftsschutzgebiet „Kellerviertel Heiligenbrunn“. Rund 20 Gemeinden haben Anteil am Natura-2000-Gebiet, das mehrere sehr individuelle, jedoch für das Südburgenland charakteristische Landschaften zwischen Pinka und Strem umfasst: Pinkadurchbruch, Eisenberg, Tschaterberg, Ehrensdorfer Platte, Punitzer Wald, Pinkatal und unteres Stremtal.

 

Das Südburgenländische Hügel- und Terrassenland enthält eine Vielzahl FFH-relevanter Lebensräume, die verglichen mit der Gesamtgröße des Gebietes von 14 294 Hektar großteils nur sehr kleinräumig und weit voneinander getrennt ausgebildet sind. Die Talwiesen sind teilweise dem Typ 6510 Magere Flachland-Mähwiesen / Arrhenatherion zuzuordnen, in den Wäldern sind die folgenden Lebensraumtypen vertreten: 91G0 Pannonische Wälder mit Quercus petraea und Carpinus betulus, 9180 Schlucht- und Hangmischwälder / Tilio-Acerion, 91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior / Alnion incanae, 9130 Waldmeister-Buchenwald / Fagion sylvaticae und 9110 Hainsimsen-Buchenwald / Luzulo-Fagion.

 

Geologisch liegt das Gebiet im Bereich der Südburgenländischen Schwelle, die das Steirische Becken von der Kleinen Ungarischen Tiefebene trennt. Im Pannon (Tertiär) war hier ein Binnenmeer ausgebildet, das in den nachfolgenden Zeiträumen von bis zu 600 m mächtigen Sand-, Ton und Lehmschichten aufgefüllt wurde. Die heutigen terrassenartigen Strukturen stammen aus dem Pleistozän (Quartär).

 

Im Nordosten ist das Landschaftsschutzgebiet durch den tiefen Taleinschnitt der Pinka in das kristalline Gestein der Südburgenländischen Schwelle zwischen Woppendorf und Burg geprägt und von besonders beeindruckender landschaftlicher Schönheit und Eigenheit.

 

In diesem Flusseinschnitt mit seinen steilen Hangwäldern und Felsabbrüchen hat sich auch eine vielfältige Flora erhalten, die in den schluchtähnlichen Bereichen mit Schneeglöckchen / Galanthus nivalisMuschelblümchen / Isopyrum thalictroidesHecken-Nieswurz / Helleborus dumetorum und Wolfs-Eisenhut / Aconitum lycoctonum vertreten ist, an trockenen Steilhängen wächst die sehr seltene Spiraea media / Karpaten-Spierstrauch (Weinzettl 2010).

 

Südlich der Mündung des Tauchenbaches in die Pinka erhebt sich der Eisenberg weit sichtbar aus der Ebene. Die Bezeichnung rührt vermutlich von den frühgeschichtlichen Eisenschmelzstätten her, die hier mehrfach gefunden wurden. Trotz seiner geringen Höhe von 415 m bietet er eine weite Fernsicht und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im südlichen Bugenland. Die über Glimmer- und Chloritschiefern ausgebildeten steinigen und podsoligen Braunerden eignen sich sehr für den Weinbau. An den Südhängen des Eisenberges stocken ausgedehnte Weingärten, die von einem interessanten Vegetationsmosaik aus Trockenrasen, Krüppelwald und Waldsäumen durchsetzt sind.

 

Im Bereich der Gemeinde Deutsch Schützen-Eisenberg ist einer der nur zwei österreichischen Fundpunkte des Rispen-Blauweiderichs / Veronica spuria, der mit dem Blut-Storchschnabel / Geranium sanguineum und dem Weidenblatt-Alant / Inula salicina vergesellschaftet ist. Daneben gibt es weitere Raritäten wie den Orchideen-Blauweiderich / Veronica orchidea, die Filz-Glockenblume / Campanula bononiensis und viele andere.

 

Die Tschaterberge (Klein-Csaterberg und Hoch-Csaterberg) sind gleich dem Eisenberg aus kristallinen Schichten aufgebaut, die dem Penninikum angehören, dem untersten tektonischen Stockwerk der Zentralalpen. Die Weinberge des Klein- und Hochtschaterberges erheben sich mit 365 m bzw. 341 m aus der geschlossenen Waldlandschaft, die von bodensauren Eichenwäldern bewachsen ist. Pflanzen wie zum Beispiel Strauß-Wucherblume / Tanacetum corymbosumBüschel-Nelke / Dianthus armeria subsp. armeriaGroß-Brunelle / Prunella grandiflora kommen hier vor.

 

Das größte zusammenhängende südburgenländische Waldgebiet wird vom Punitzer Wald gebildet. In den trockenwarmen Lagen sind Habitate ausgebildet, in denen Hainbuchen / Carpinus betulusStiel– und Zerr-Eichen / Quercus roburQ. cerris dominieren, die von wärmeliebenden Arten wie Hirschwurz / Cervaria rivini und Kopf-Zwerggeißklee / Chamaecytisus supinus begleitet werden.

 

Ein besonders interessantes Gebiet südlich von Kirchfidisch ist der Hohensteinmaißberg, ein über pontischen Süßwasserkalken und Dolomitgestein ausgebildetes Waldgebiet. Die naturnahen Eichen-Hainbuchenwälder und die kleinflächig eingebetteten Feuchtwiesen in den Talsenken beherbergen besondere Kostbarkeiten an Orchideen. Man findet Purpur-Waldvöglein / Cephalanthera rubraPontus-Ständelwurz / Epipactis ponticaKleinblatt-Ständelwurz / Epipactis microphylla, den überaus seltenen Gelb-Frauenschuh / Cypripedium calceolusBreitblatt-Waldvöglein / Cephalanthera damasoniumSchmalblatt-Waldvöglein / Cephalanthera longifoliaWeiß-Waldhyazinthe / Platanthera bifolia und das Groß-Zweiblatt / Listera ovata. In den feuchten Waldwiesenflächen gedeihen so seltene Arten wie Gelb-Taglilie / Hemerocallis lilioasphodelusEuropa-Trollblume / Trollius europaeusSibirien-Schwertlilie / Iris sibirica und Bertram-Schafgarbe / Achillea ptarmica. Der Erhalt der naturnahen Waldstrukturen mit ihrem Orchideenreichtum wird durch natürliche Regeneration gefördert und durch das Außernutzungstellen von Altbäumen mit ihren Dürrlingen und Totholzanteilen noch aufgewertet (Weinzettl 2010).

 

Im südlichen Teil des Landschaftsschutzgegbietes grenzt das Südburgenländische Hügel- und Terrassenland an das Stremtal, ein insgesamt 60 km langes Sohlental. Die Niederung des Stremtales zählt zu den schönsten Wiesenlandschaften im Südburgenland. Das Tal ist jedoch von der Aufgabe extensiv bewirtschafteter Wiesen zugunsten von Forsten und Brachen gekennzeichnet. Trotzdem findet man noch artenreiche Bestände bereits seltener Pfeifengraswiesen / Molinion. In diesen Überschwemmungswiesen findet man Besonderheiten wie Kriech-Weide / Salix repens subsp. rosmarinifoliaFeuchtwiesen-Pracht-Nelke / Dianthus superbus subsp. superbusBertram-Schafgarbe / Achillea ptarmica und Sibirien-Schwertlilie / Iris sibirica.

 

Im Norden des Gebietes vollzieht sich beim Abfall des Hügellandes in das bis zu 80 m tiefer gelegene Pinkatal bereits der Übergang zur Kleinen Ungarischen Tiefebene. Die teilweise bewaldeten Steilhänge sind in diesem Bereich kleinflächig mit Weingärten durchsetzt.