Süßgräser

Poaceae


Die Familie umfasst weltweit 715 bis 771 Gattungen und 10550- 12704 Arten. 

Kosmopolitisch; v. a. Krautige, aber auch Verholzte.

Gemeinsame Merkmale: Stängel (= „Halm“) stielrund oder 2-schneidig, Knoten oft verdickt (knotenartig), Stängelglieder meist hohl; Laubblätter wech­selstdg, 2-zeilig angeordnet, mit langer, stängelumfassender, röhriger (= geschlossener) oder rinniger (= offener) Scheide (= Unterblatt), an deren Grenze zur Spreite meist ein zartes, weißliches Häutchen: die Ligula (= Blatthäutchen), die auch durch einen Haarkranz ersetzt sein kann. Gleichfalls an der Grenze zwischen Laubblattscheide und -Spreite befinden sich manchmal paari­ge seitliche Anhängsel: Öhrchen; Blütenstand aus i.d.R. mehreren Ährchen (= Spiculae: Teil­blütenstand) zusammengesetzt; Ährchen am Grund mit (0)2(4) sterilen Hochblättern: Hüllspelzen (= Glumae; untere, obere) und darüber mit einem (selten mehreren) fertilen Hochblatt: Deckspelzen (= Lemma: Deckblatt), in deren Achsel je eine Blüte sitzt (s. u.). Ausnahmsweise fehlt die Blüte und an ihrer Stelle ist eine vegetative Knospe entwickelt (Pseudoviviparie): Siehe Anmerkung! Ährchenachse (= Ährchenspindel = Ra­chilla) und Basis der Deckspelze bilden oft ein eine verdickte Struktur, die Kallus heißt. Mehrere bis viele Ährchen sind zu einem Ährchenstand vereinigt, und zwar meist in Form einer tragblätterlosen Rispe (d.h. Gesamtblütenstand: Ährchenrispe) oder einer Ähre (d.h. Gesamt­blütenstand: Doppelähre), selten eine Traube; manchmal sind die Ährchen in Ährchengruppen angeordent. Hüllspelze und Deckspelze sind auf der Ährchen-Achse 2-zeilig angeordnet, beide können begrannt sein, d.h. einen ± langen, borstenartigen Fortsatz (= Granne) tragen, der entweder (bei der Hüllspelze i.d.R., bei der Deckspelze meist) an der Spitze der Spelze oder knapp darunter (Spitzen-Granne) oder aber (Deckspelze v. a. bei den Haferförmigen / Aveneae) an ihrer Außen- = Unterseite, oft sogar nahe der Basis (Rücken-Granne) entspringt; am Grund der Blüte ein oft 2-kieliges Vorblatt (homolog dem äußeren Perigon?), das Vorspelze (= Palea) heißt; Blüten (unsinnigerweise auch „Blütchen“ [engl. florets] genannt) meist zwittrig, windblütig; (inneres) Perigon meist in Gestalt von 2 win­zigen Schwellkörpern (= Lodiculae); Staubblätter (meist) 3, beim Blühen mit langem, hängenden Staubfaden; Fruchtknoten oberständig; Narben (1)2, fedrig; Frucht: 1-samige Schließfrucht (= Karyopse); Samen i.d.R. mit der Fruchtwand verwachsen (Ausnahmen: Eragrostideae); die an der Frucht sichtbare Ansatzstelle heißt Nabelfleck. Man beachte, dass viel­fach die Früchte (= Karyopsen) bei der Reife nicht frei werden, sondern von Spelzen (inbesonders der Deckspelzen) umhüllt bleiben und dieses Gebilde als Diaspore ausgebreitet wird.

AnmerkungenWenn nichts anderes angegeben, bezieht sich die Ligula-Länge auf die obersten Stängelblätter (und nicht auf die vegetativen Erneuerungssprosse; Ausnahme: Festuca!). Die meisten breitblättrigen Waldgräser drehen die Unterseite der Laubblattspreite nach oben! Die Längenangaben bei den Spelzen verstehen sich immer ausschließlich der (etwa vorhandenen) Granne. Falls im Blütenstand (Rispe) keine Blüten vorhanden, sondern an deren Stelle junge Graspflanzen, gehe man zu den GattungenFestuca/Schwingel undPoa / Rispe  und Deschampsia / Rasenschmiele.

 

Detailbeschreibung
Details

Flora status:

Verbreitung:

  • kosmopolitisch

Lebensform:

Wuchsform:

  • ausdauernd
  • annuell
  • krautig
  • verholzt
  • Horstiger Wuchs
  • Lockerrasiger Wuchs

v. a. Krautige, aber auch Verholzte

Stängel (= „Halm“) stielrund od. 2-schneidig, Knoten oft verdickt (knotenartig), Stängelglieder meist hohl

Wuchshöhe:

  • 5 bis 15 cm: kleinwüchsig
  • 15 bis 50 cm: mittelhoch
  • 50 bis 100 cm: hochwüchsig
  • Größer als 100cm: Sehr hochwüchsig
  • Pflanze bis 5 cm hoch: niedrigwüchig bzw. dem Boden anliegend

Blütenbiologie:

  • Blüten zwittrig
  • Blüten oder Blütenähnliche Strukturen vorhanden: Vermehrung über Samen (Samenpflanzen)
  • Pflanze zweihäusig
  • selbstbestäubt (autogam)
  • windbestäubt (anemophil)
  • Blüten eingeschlechtich (rein weiblich oder rein männlich)

Blüten meist zwittrig

Ausnahmsweise fehlt die Blüte u. an ihrer Stelle ist eine vegetative Knospe entwickelt (Pseudoviviparie): Siehe Anm. 2!

 

Blütenstand:

  • Ährenrispe (bei Süßgräsern)
  • Anordnung: Infloreszenz oder Einzelblüten auf beblättertem Stängel
  • Beblätterung: Brakteoser Blütenstand (Blätter im Blütenstandsbereich sind Hochblätter, Blütenstand daher deutlich abgesetzt)
  • Spelzen = (meist) trockenhäutige Hochblätter im Ährchen vorhanden (Süß- und Sauergräser)
  • Typ: Ähre (oder Kolben, wenn Achse verdickt)
  • Typ: Rispe/Schirmrispe
  • Typ: Traube

Blütenstand aus in der Regel mehreren Ährchen (= Spiculae: Teilblütenstände) zusammengesetzt

Ährchen am Grund mit (0)2(4) sterilen Hochblättern: Hüllspelzen (= Glumae, untere = uH, obere = oH) u. darüber mit 1 (selten mehreren) fertilen Hochblättern: Deckspelzen (= Lemma: Deckblatt), in deren Achsel je eine Blüte sitzt (siehe unten). Ausnahmsweise fehlt die Blüte u. an ihrer Stelle ist eine vegetative Knospe entwickelt (Pseudoviviparie): Siehe Anm. 2! Ährchenachse (= Ährchenspindel = Rachilla) u. Basis der Deckspelze bilden oft ein eine verdickte Struktur, die Kallus heißt. Mehrere bis viele Ährchen sind zu einem Ährchenstand vereinigt, u. zwar meist in Form einer tragblätterlosen Rispe (d.h. Gesamtblütenstand: Ährchenrispe) od. einer Ähre (d.h. Gesamtblütenstand: Doppelähre), selten eine Traube; manchmal sind die Ährchen in Ährchenngruppen angeordent. Hüllspelze und Deckspelze sind auf der Ährchen-Achse 2-zeilig angeordnet, beide können begrannt sein, d.h. einen ± langen, borstenartigen Fortsatz (= Granne) tragen, der entweder (bei der Hüllspelze in der Regel, bei der Deckspelze meist) an der Spitze der Spelze od. knapp darunter (Spitzen-Granne) oder aber (Deckspelze v. a. bei den Haferförmigen / Aveneae) an ihrer Außen- = Unterseite, oft sogar nahe der Basis (Rücken-Granne) entspringt; am Grund der Blüten ein oft 2-kieliges Vorblatt (homolog dem äußeren Perigon?), das Vorspelze (= Palea) heißt;

(inneres) Perigon meist in Gestalt von 2 winzigen Schwellkörpern (= Lodiculae)

Man beachte, dass viel¬fach die Früchte (= Karyopsen) bei der Reife nicht frei werden, sondern von Spelzen (inbesondere der Deckspelze) umhüllt bleiben u. dieses Gebilde als Diaspore ausgebreitet wird.

 

Anm. 2: Falls im Blütenstand (Rispe) keine Blüten vorhanden, sondern an deren Stelle junge Graspflanzen, gehe man zu den Gattungen Festuca/Schwingel und Poa / Rispe u. Deschampsia / Rasenschmiele.

 

Blütenblätter:

  • Anzahl: 2
  • Blütenhülle ungleichförmig (heterochlamydeisch = Gliederung in Kelch und Krone)
  • Blütenhülle freiblättrig
  • Farbe: grünlich
  • Farbe: gelb
  • Farbe: braun/schwärzlich
  • Grösse: Blüten sehr klein (unter 5mm Durchmesser)
  • Grösse: Blüten klein (5 bis 10 mm Durchmesser)
  • Grösse: Blüten mittelgross (1-2 cm Durchmesser)
  • Grösse: Blüten gross (mehr als 2 cm Durchmesser)
  • reduziert/nicht vorhanden ("nackte Blüte")

Ährchen am Grund mit (0)2(4) sterilen Hochblättern: Hüllspelzen (= Glumae, untere = uH, obere = oH) u. darüber mit 1 (selten mehreren) fertilen Hochblättern: Deckspelzen (= Lemma: Deckblatt), in deren Achsel je eine Blüte sitzt (siehe unten). Ausnahmsweise fehlt die Blüte u. an ihrer Stelle ist eine vegetative Knospe entwickelt (Pseudoviviparie): Siehe Anm. 2! Ährchenachse (= Ährchenspindel = Rachilla) u. Basis der Deckspelze bilden oft ein eine verdickte Struktur, die Kallus heißt.

 

 

Hüllspelze und Deckspelze sind auf der Ährchen-Achse 2-zeilig angeordnet, beide können begrannt sein, d.h. einen ± langen, borstenartigen Fortsatz (= Granne) tragen, der entweder (bei der Hüllspelze in der Regel, bei der Deckspelze meist) an der Spitze der Spelze od. knapp darunter (Spitzen-Granne) oder aber (Deckspelze v. a. bei den Haferförmigen / Aveneae) an ihrer Außen- = Unterseite, oft sogar nahe der Basis (Rücken-Granne) entspringt; am Grund der Blüten ein oft 2-kieliges Vorblatt (homolog dem äußeren Perigon?), das Vorspelze (= Palea) heißt;

(inneres) Perigon meist in Gestalt von 2 winzigen Schwellkörpern (= Lodiculae)

 

Anm. 2: Falls im Blütenstand (Rispe) keine Blüten vorhanden, sondern an deren Stelle junge Graspflanzen, gehe man zu den Gattungen Festuca/Schwingel und Poa / Rispe u. Deschampsia / Rasenschmiele.

Blütensymmetrie:

weibliche Organe (Gynözeum):

  • Fruchtblätter verwachsen
  • Fruchtknoten oberständig
  • Griffel: 2 (bzw. Narben (bei Seggen))
  • Narbe geteilt (mit Narbenästen/Narbenlappen)

Fruchtknoten oberständig; Narben (1)2, fedrig

männliche Organe (Andrözeum):

  • Anzahl: 3 Staubblätter
  • Staubblätter frei

Staubblätter (meist) 3, beim Blühen mit langen, hängenden Staubfäden

Blütenkelch:

  • nicht vorhanden oder hinfällig

Wurzel (Knolle, Rhizome, Zwiebel):

  • unterirdische Ausläufer (dünne, mit Niederblättern besetzte Sprossachsen)

Spross, Achse, Stamm (zB Borke), Stängel, Internodien:

  • Knoten deutlich erkennbar (Poaceae)
  • mit oberirdischen Ausläufern (bzw. Kriech- oder Legtrieben)
  • mit unterirdischen Ausläufern
  • Pflanze behaart
  • Pflanze glauk/bereift
  • Pflanze kahl
  • Stängel stielrund
  • Stängel zusammengedrückt/zweischneidig
  • Wuchs: Pflanze aufrecht wachsend
  • Wuchs: Pflanze niederliegend oder aufsteigend
  • Stängel röhrig/hohl

Stängel (= „Halm“) stielrund od. 2-schneidig, Knoten oft verdickt (knotenartig), Stängelglieder meist hohl

Blatt (Bl. Spreite, Haare, Farbe, Nervatur):

  • Apex: Blattspreite zugespitzt
  • Apex: Blattspreite mit stumpfer Spitze
  • Apex: Blattspreite mit kapuzenförmiger Spitze
  • Blattform: einfach und ungeteilt (zB Buchenblatt)
  • Blattrand: ganzrandig
  • Blattrand: gesägt
  • Blattstellung: Wechselständig
  • Blattstellung: Zweizeilig (distich)
  • mit Blatthäutchen (Ligula)
  • mit Blattscheide
  • Nervatur parallel-/bogennervig
  • Querschnitt: Spreite gefalten
  • Querschnitt: Spreite rinnenförmig
  • Querschnitt: Spreite röhrig (hohl) oder eingerollt
  • Spreite linealisch
  • Spreite nadel-/borstenförmig/fädlich
  • Spreite gekielt (mit an Unterseite stark hervortretender Mittelrippe)

Laubblatt wechselständig, 2-zeilig angeordnet

Laubblatt mit langer, stängelumfassender, röhriger (= geschlossener) od. rinniger (= offener) Scheide (= Unterblatt), an deren Grenze zur Spreite meist ein zartes, weißliches Häutchen: die Ligula (= Blatthäutchen), die auch durch einen Haarkranz ersetzt sein kann

Gleichfalls an der Grenze zw. Laubblattscheide u. -Spreite befinden sich manchmal paarige seitliche Anhängsel: Öhrchen

 

Anm. 1:Wenn nichts anderes angegeben, bezieht sich die Ligula-Länge auf die obersten Stängelblätter (u. nicht auf die vegetativen Erneuerungssprosse; Ausnahme: Festuca!). – Die meisten breitblättrigen Waldgräser drehen die Unterseite der Laubblattspreite nach oben!

 

Blattstiel:

Frucht:

Frucht: 1-samige Schließfrucht (= Karyopse); Samen in der Regel mit der Fruchtwand verwachsen (Ausnahmen: Eragrostideae); die an der Frucht sichtbare Ansatzstelle heißt Nabelfleck. Man beachte, dass vielfach die Früchte (= Karyopsen) bei der Reife nicht frei werden, sondern von Spelzen (inbesondere der Deckspelze) umhüllt bleiben u. dieses Gebilde als Diaspore ausgebreitet wird.

 

Samen:

  • Frucht einsamig
  • Samen von Fruchtknoten eingeschlossen (Bedecktsamer)

Frucht: 1-samige Schließfrucht (= Karyopse)

Samen in der Regel mit der Fruchtwand verwachsen (Ausnahmen: Eragrostideae)

Lebensraum:

  • Wälder und Forste
  • Waldlichtungen, Waldschläge, Gebüsche, Saumgesellschaften
  • Wiesen (außer Feuchtwiesen und Trockenrasen)
  • Ufer und Röhrichte
  • untergetaucht im oder auf dem Wasser
  • Ruderalstandorte
  • Halbtrockenrasen
  • Trockenrasen
  • Feuchtwiesen, Sümpfe, Moore
  • Gebüsche und Hochstaudenfluren
  • Felsstandorte
  • Äcker und Ackerrandstreifen
  • Auwälder

Höhenstufen:

  • Collin (von 0 bis 250/400 m SH) – Waldsteppenzone, trocken-warme Eichen-Hainbuchenwälder
  • Submontan (bis 350/450m SH) - Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder
  • montan bzw. untermontan (bis 700/900m SH) – Buchenwälder

Vermehrungsstrategien:

  • sexuell
  • asexuell - rein vegetativ, über Ausläufer, Brutknöllchen etc..

vegetativ zum Beispiel über Ausläufer oder Viviparie

Verbreitunsstrategien:

  • Flugfrucht (Anemochorie)
  • Ameisenausbreitung (Myrmekochorie)

Blütezeit:

  • 01- Januar
  • 02 - Februar
  • 03 - März
  • 04 - April
  • 05 - Mai
  • 06 - Juni
  • 07 - Juli
  • 08 - August
  • 09 - September
  • 10 - Oktober
  • 11 - November
  • 12 - Dezember